WW11 - Premium Blended Whiskys - Teil 1
Sehr viele Menschen trinken Blended Whiskys, sehr viele Menschen ausschließlich Blended Whiskys. Ja, viele würden Whisky gar nicht kennen, würde es keinen Blended Whisky geben. Der größte Whiskyumsatz in Deutschland wird mit den billigsten Blended Whiskys aus den Supermärkten erzielt, von denen die Flasche ca. 6.- bis 7.- € kostet. Gäbe es diese Flaschen nicht, so würden tatsächlich nur ganz wenige Menschen in Deutschland Whisky kennen. Sie würden nicht zu den Single-Malt Flaschen greifen, die ab 20.- € aufwärts zu haben sind, schlicht deshalb, weil sie dazu kein Geld haben. Ja, ja, jetzt kommt vielleicht von manchem der Spruch, dann sollen sie halt weniger trinken, dann können sie auch mal 50.- € für die Flasche zahlen. Das ist ungerecht und unterstellt, dass alle Käufer, die billigen Whisky kaufen, jeden Abend eine halbe Flasche kippen, daher alle zwei Tage eine neue brauchen, und aus diesem Grunde nur den billigen Whisky konsumieren. Solche Menschen mag es auch geben, aber die Vielzahl von denen, die den billigen, oder vielleicht besser sehr preiswerten Whisky kaufen, gönnen sich auch nur ab und zu, bei einer Feier, oder zum Wochende ein paar Gläschen. Und, es ist eben nicht richtig, dass sich jeder, bei wenig Konsum, auch eine teuere Flasche leisten könnte. Eine Flasche für 50.- € im Monat, da heißt es für manche Familien, ob sie nicht lieber dem Sohn, oder der Tocher endlich mal wieder ein paar neue Schuhe kaufen soll. Nicht jeder unserer Mitbürger ist mit goldenen Löffeln geboren worden, und auch längst nicht mehr jeder, der ehrlich und fleißig arbeitet, kann es in unserer Gesellschaft zu etwas bringen (was sich hier natürlich nur auf das finanziell Erreichbare bezieht, was glücklicherweise, ab einer bestimmten Basis, nicht mehr das Wichtigste ist). Somit sollten wir froh sein, dass es Käuferschichten gibt, die einen sehr preiswerten Blended Whisky einem Korn oder Wodka vorziehen. Es ist einerseits Werbung für Whisky und andererseits bringt es natürlich auch eine Grundlauslastung für viele Brennereien, wenn die großen Mengen an Blended Whiskys hergestellt werden müssen. Dies sichert wiederum auch den Whiskygenießern, die das Glück haben, für eine gute Flasche Whisky 50.- € ausgeben zu können, dass die Brennereien in Schottland erhalten bleiben und auch noch weiter ausgebaut werden. Wird ein Großteil der fixen Kosten in einer Brennerei bereits von der Herstellung für den Whiskyanteil für die Blended Industrie gedeckt, so kann der Single Malt schon günstiger verkauft werden, oder aber, die höheren Gewinne können in die Brennerei wieder reinvestiert werden. Auch das führt langfristig dazu, dass über die größeren hergestellten Mengen, der Whiskypreis langsamer ansteigt. Denn eines muss man wissen, die weltweite Nachfrage nach schottischem Whisky ist enorm, da kann man Deutschland mit seinen geringen Verbrauchsmengen ruhig als Entwicklungsland bezeichnen. Und bei dieser enormen globalen Nachfrage steigen natürlich auch die Preise, das ist ganz einfache Marktwirtschaft. Dies kann beispielsweise an weltweit sehr stark nachgefragten Whiskys, wie denen von der Brennerei Macallan nachvollzogen werden. Die Preise für den Macallan 12 Jahre im Sherryfass gereift, sind in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass die Flasche heute kaum unter 70.- € zu haben ist, wenn sie überhaupt beziehbar ist. Das ist das doppelte was man normalerweise für einen sehr guten 12-jährigen zahlen muss. Die Lager von Macallan scheinen von älterem Whisky derart leer zu sein, dass Macallan in Zukunft sogar dazu übergehen will, kein Alter mehr auf seine Whiskys zu schreiben. Das heißt, da nicht genügend alter Whisky vorhanden ist, man aber den Markt weiter bedienen will, oder besser gesagt, dass man weiter Geld verdienen will, wird junger Whisky hergenommen, vielleicht ein Jahr in einem geschmacksstarken Fass nachgereift und dieses wenig komplexe Getränk wird dann als sogenannter Spitzenwhisky verkauft. Das ist nicht das, was man Brennereikunst nennt. Da wurde wohl in der Vergangenheit einiges verschlafen, weshalb man nun ohne ausreichende Vorräte dasteht.
Aber es gibt ja nicht nur die Blended Whiskys, die jedermann aus dem Supermarkt kennt, und die, wenn man von den absoluten Billigprodukten absieht, so zwischen 12.- und 15.- € kosten. Also immer noch erst die Hälfte eines guten Single Malt. Solche Durchschnittblends erreichen in der Geschmacksbewertung durchweg Bewerungen von unter 4 Punkten, wobei ihr Preisleistungsindex normalerweise sehr gut, oft mit einer 3 vor dem Komma, liegt. Allerdings, ein Whisky mit einer Bewertung von 4 Punkten ist durchaus trinkbar, auch pur, wie man an einigen Bewertungen hier sehen kann.
Bilder: Bekannte Blended Whiskys zum Preis von um die 15.- € für 0,7 Liter
Nun gibt es aber auch Blends, die kosten 30.- € und mehr. Wie sieht es hier mit dem Geschmack aus, und warum kann ein Blended Whisky überhaupt so teuer sein. Diesen Fragen widmet sich der Teil 2 zu den Premiumblends unter WW12.