WW9 - Der Fasseinfluss auf den Geschmack - Praxis - Teil 2
Unter WW8 wurden einige theoretische Aspekte des Einflusses der Fasseigenschaften auf den Geschmack aufgezeigt.
Dies soll hier nun an einem realen Beispiel verdeutlicht werden. Gegenstand der Betrachtung ist unser Whisky des Monats vom Juli 2013, der Glen Rothes aus der unabhängigen Abfüllung von Signatory Vintage. Es handelt sich um eine Einzelfassabfüllung, nicht kühlgefiltert und nicht gefärbt, gelagert ausschließlich in erstbefüllten Sherryfässern.
Wie schon bei der Monatsempfehlung darauf hingewiesen, entspricht, milde ausgedrückt, der Geschmack einer später nachgekauften Flasche aus dem Fass mit der Nummer 6174, bei weitem nicht mehr dem exzellenten Aroma des getesteten Whiskys aus dem Fass mit der Nummer 6975.
Aus der Erinnerung heraus (die Flasche ist leider schon einige Zeit leer) war die getestete Flasche bereits in der Farbe viel intensiver als die aus dem Fass 6174. Der Whisky aus diesem Fass schmeckt etwas schal, weit aus weniger nach Sherry und hat eine etwas schwefelige Note. Im Abgang kommen schimmelige, muffige, ja faulige Noten hinterher. Da ich diesen Unterschied zunächst nicht glauben konnte, habe ich den Whisky immer wieder in unterschiedlichen Situationen verkostet, aber leider immer mit dem gleichen Ergebnis. Ich denke, den Rest werde ich entsorgen müssen.
Da die Farbe der Whiskys aus den oben genannten zwei Fässern leider nicht mehr direkt vergleichbar ist, weil die eine Flasche eben schon leer ist, soll der Vergleich mit einer Flasche aus dem Fass mit der Nummer 6177 erfolgen. Glücklicherweise hatte ich nochmals Flaschen nachbestellt, die nun nicht mehr aus dem Fass 6174 waren, sondern eben aus dem Fass 6177. Bei dieser Flasche entspricht sowohl die Farbe als auch der Geschmack wieder der zuerst gekauften und bewerteten Flasche (Fass Nummer 6975).
Im Bild rechts ist der Farbunterschied deutlich zu erkennen. Der Whisky der linken Flasche sieht nicht nach einer Lagerung von 17 Jahren in erstbefüllten Sherryfässern aus, während der rechte aus dem Fass 6177 den Erwartungen entspricht.
Nun wäre die unterschiedliche Farbe ja zu verkraften, aber ein modriger und fauliger Nachgeschmack ist natürlich völlig inakzeptabel. Die über 40.- € für die Fasche waren leider umsonst!
Vielleicht probiere ich es ja einmal mit einer Reklamation bei meinem Whiskyladen. Denn hier handelt es sich nicht mehr um normale und zu erwartende Geschacksunterschiede unterschiedlicher Einzelfasswhiskys, sondern um einen ungenießbaren Whisky.
Was lernen wir daraus? Einzelfassabfüllungen können wunderbare, und wirklich einmalige Whiskys hervorbringen, aber leider auch einmalig schlechte!